Die Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste benennt zum Hörspiel des Monats Februar 2001
Metropolis
von Thea von Harbou/Fritz Lang
Bearbeitung: Michael Farin
Musik: laar/zeitblom
Regie: Bernhard Jugel
Produktion: Bayerischer Rundfunk
Begründung der Jury:
Es war mutig, den zeitgeistig so gefährlich nahe an die Nazi-Ideologie geratenen Stummfilm Metropolis von Fritz Lang als audiophone Retrospektive zu beleben. Man ließ den Schaupielern im Hörspielstudio die Freiheit, sich weder am gedachten sprachlichen Pathos der Fi1mvorlage zu orientieren noch sich krampfhaft davon zu distanzieren. So entstanden Erzählsequenzen wie Dialoge, deren Melos durchaus rnelIodramatisch, aber nicht kitschig geriet.
Farin hat Räume elegant audiophon charakterisiert, Handlungsabläufe durch das Lesen von Harbou-Romansequenzen nachskizziert. Die verklärende Versöhnung von Kaprital und Arbeit blieb in der Tendenz in der Schluss-Liebeszene zwischen Freder (Jan Neumann) und Maria (Jule Ronstadt) erhalten. Das eigentlich Markante der Proiduktion ist die gezielte Instrumentalisierung des cineastischen Erinnerns. An den unverrneidlichen Erinnerungsbildern des Hörers entlang werden Erweiterungen des Themas Metropolis erzeugt, die extreme Kälte eines Lebens in Gebäude-Waben und in detailliert diktierten Abläufen, eine nahezu durchgängige Hochspannung.
Die Geräusch-Musik von Kalle Laar und Georg Zeitblom ist hierfür der Schlüssel und sie bedeutet damit nicht nur die Abkehr von voluminösen Leinwand-Begleitpartituren. Ein ostinates Knistern äussert sich wie unentwegte elektrische Entladungen in der Atrnosphare, abstrakte Maschinengeräusche und verfremdetes Glockenläuten erzeugen eine irritiende Audio-Folie. Michael Farin hat die schwierige Balance zwischen Erinnerung und Distanzierung gewagt und geschafft.